Was ist IntegrART?
Kunst kennt keine Grenzen – ein Netzwerkprojekt des Migros-Kulturprozent
Das Netzwerkprojekt IntegrART des Migros-Kulturprozent fördert seit 2007 inklusive Bühnenkunst:
Mit Pioniergeist gestalten Künstler:innen mit und ohne Behinderungen gewohnte Ausdrucksformen neu und erweitern das Spektrum an Möglichkeiten für die Kunstschaffenden sowie für das Publikum – die gesellschaftliche Utopie einer gelebten Inklusion wird auf der Bühne real.
IntegrART vernetzt alle zwei Jahre inklusive Festivals sowie interessierte Theaterhäuser aus allen Landesteilen der Schweiz, präsentiert gemeinsam mit ihnen nationale sowie internationale Tanz- und Theaterproduktionen und veranstaltet diskursive Plattformen. Mit dieser Biennale engagiert sich das Migros-Kulturprozent für die selbstbestimmte Einbindung von Menschen mit Behinderungen in den Kunst- und Kulturbetrieb – als Grundlage für Repräsentanz und soziale Gerechtigkeit.
IntegrART-Formate 2023
Die Kulturlandschaft befindet sich im Umbruch – bedingt durch globale gesellschaftliche und politische Ereignisse. Dies fordert in besonderem Masse, innezuhalten und Arbeitsstrukturen und -prozesse zu hinterfragen. Die Arbeitsweisen von Institutionen basieren fast immer auf den Annahmen einer Norm. Menschen, die dieser Norm nicht entsprechen, kommen entsprechend nicht vor, Ausschlüsse werden (re)produziert. Welcher Arbeit bedarf es, um neue Modelle nachhaltig zu etablieren und wie können intersektionale Aspekte miteinbezogen werden?
Theaterhäuser zeigen zwar öfters Produktionen von und mit Künstler:innen mit Behinderungen als noch vor 10 Jahren. Das ist zu begrüssen. Dennoch: Künstler:innen mit Behinderungen, die volle kreative Autorität über ihre Arbeit haben, sind immer noch eine Seltenheit in der Schweiz. Die künstlerische Leitung von inklusiven Projekten liegt oft bei nichtbehinderten Menschen. Ebenso befinden sich keine Menschen mit Behinderungen in institutionellen kulturellen Leitpositionen. Der einzige Weg, um diese Ziele zu erreichen, ist ein strukturelles Umdenken. Nur so können ko-kreative Handlungsmuster und neue Arbeitsweisen entstehen, die Veränderungen möglich machen.
Um ein strukturelles Umdenken, einen Wissenstransfer und das Sichtbarmachen von Künstler:innen mit Behinderung und deren Perspektiven dennoch zu erreichen, bietet IntegrART im Festivalzeitraum verschiedene Formate an, die sich inhaltlich und regional auf bestimmte Themen und Gebiete fokussieren.
Die Formate 2023 konzentrieren sich auf die Zugänglichkeit von Förderstrukturen und den Umgang mit Macht und Privilegien in der künstlerischen und aktivistischen Arbeit von Menschen mit Behinderung. Die Formate richten sich an Entscheidungsträger:innen aus der Förderung und Vermittlungsverantwortliche von Häusern mit Tanzprogrammation, an Kulturschaffende die in mixed abled Projekten arbeiten wollen und lernen möchten, wie Strukturen verändert werden können, dass Taube Tänzer:innen selbstbestimmter und selbstverständlicher Teil der Produktion sind. Tänzer:innen, die lernen möchten, was Gebärdensprache und Visual Vernacular unterscheidet und kennzeichnen, Taube Kulturschaffende, die schon im Bereich arbeiten (Film, Oper, Theater) und sowie kulturinteressierte Gebärdensprachler:innen.
Alle Formate finden in Kollaboration mit den Festivalpartnern von IntegrART statt. In Bern, Basel und Lugano sollen die zeitlich und regional ausgedehntere Form sowohl inhaltliche Vertiefungen als auch eine breitere regionale und sprachliche Teilhabe ermöglichen.
Inhaltlich sollen die Stimmen von Künstler:innen und Kulturproduzent:innen mit Behinderungen sein, die in den Vordergrund treten und den Output bestimmen.
Die Formate in Bern und Lugano öffnen den Raum für Taube Menschen, Strukturen zu thematisieren, die zur Benachteiligung von Menschen mit Behinderung im Allgemeinen und Taube Künstler:innen im Speziellen führen. Das Format in Basel fokussiert sich auf das Ermitteln konkreter Handlungs(bedürfnisse) der Förderstellen.
Die Formate laden mit Vorträgen, Workshops und Diskussionen dazu ein, zuzuhören, Fragen zu stellen und die Realität neu zu gestalten.
Vier inklusive Bühnenproduktionen zu Gast in Basel, Bern, Genf und Lugano – 24. Mai bis 4. Juni 2023
Vom 24. Mai bis 4. Juni 2023 präsentiert IntegrART ausgewählte Bühnenproduktionen von und mit Künstler:innen mit und ohne Behinderung. Die drei internationalen Produktionen sowie die Ko-Produktion Caos Cosmico. Quanta Basta des Teatro Danzabile werden an den IntegrART-Partnerfestivals in Lugano, Bern, Basel und Genf gezeigt.
2023 kollaboriert IntegrART erstmals für eine Ko-Produktion mit Absolvent:innen des CAS Diversity and Inclusive Practice in performing arts (DIPPA) an der Accademia Teatro Dimitri in Verscio. Miriam Kotlaris, Kevin Parisi und Viviana Gysin, Camilla Stanga sowie der Tessiner Künstler Fedro Mattei wurden eingeladen, am ORME Festival mit einer Bühnenkreation erstmals ein “Kind” des ersten CAS-DIPPA Jahrgangs zu präsentieren und damit den nächsten Zyklus der Hochschulausbildung (2023/2024) einzuläuten.
Seit Sommer 2018 ist IntegrART Träger des Labels «Kultur inklusiv». Im Herbst 2018 wurde IntegrART mit dem Swiss Diversity Award für Kunst ausgezeichnet.